Termin: 27. Februar 2024 von 9.00 – 12.00 Uhr
Ort: Industrieviertel Saal, Haus 1A – 2. Stock
Landhausplatz 1
3109 St. Pölten
Der vierte Teil der Veranstaltungsreihe Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelproduktion widmete sich der Vermeidung von Lebensmittelabfällen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei wurden die Themen KonsumentInnenerwartungen, Standards und Normen als Herausforderung für die Reduktion von anfallenden Abfällen diskutiert. Nach einer Begrüßung und inhaltliche Einleitung sowie einem kurzen Rückblick auf die bisherigen Workshops durch Elisabeth Punesch (RU3 – Amt der NÖ Landesregierung) und Thomas Timmel (BioBASE) folgten zwei Impulsvorträge. Joe Ritt (Agentur Ritt) sprach in seinem Vortrag über unterschiedliche Aspekte, die für Lebensmittelabfälle verantwortlich sind. Er ging dabei auf einige Beispiele wie begrenzte legale Möglichkeiten zur Abfallvermeidung von intakten Lebensmitteln, oder auch die Erwartungen und das Kaufverhalten von KonsumentInnen ein. Weiters erläuterte sein Kollege Klemens Meissl Maßnahmen zur Abfallvermeidung anhand von konkreten Beispielen (zb Latella, unverschwendet, too good to go). Abschließend betonten sie noch einmal die Bedeutung von Bewusstseinsbildung (zb Haltbarkeit über Haltbarkeitsdatum hinaus). Im zweiten Impulsvortrag stellte Judith Buchmair (AEE Intec) einige technologische Möglichkeiten zur hochwertigen Verwertung von Lebensmittelabfällen dar und betonte zu Beginn dabei die Priorisierung der Abfallvermeidung vor der Abfallverwertung, wobei eben nicht alle Abfälle vermieden werden können. Sie ging dabei beispielhaft auf ein Projekt zur Proteinextraktion von Treber und der anschließenden weiterführenden Nutzung für die Biogasproduktion ein.
Anschließend wurde im Rahmen einer Diskussion zunächst einmal auf die Nutzung von Lebensmitteln auch über das MHD fokussiert. In Deutschland ist ein Verkauf über das MHD möglich, in Österreich ist dies nicht möglich, da der Hersteller im Sinne der Inverkehrbringung dafür verantwortlich ist und eine Weitergabe über das MHD als Abfall deklariert wird und eine Strafe zur Folge hat (Haftungsproblematik!). Hier bedarf es ein großes Maß an Bewusstseinsbildung, um die KonsumentInnen in Richtung „intaktes“ Lebensmittel anstelle des MHD zu schulen. In Österreich ist auch häufig die Logistik eine Herausforderung für eine möglichst langes MHD, da beispielsweise Eier 28 Tage MHD haben, teilweise aber schon über 10 Tage benötigen bis das Produkt überhaupt in den Handel gelangt. Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Diskussion waren die Spezifikationen, die teilweise nur zum Teil von Gesetzen und häufig aufgrund von Logistik- und auch optischen Aspekten vom Hersteller vorgegeben werden (zb keine krummen Gurken). Hier entstehen oft Verluste schon bei der Primärproduktion aufgrund von Vorgaben, die es im Sinne der Kreislaufwirtschaft anzupassen gilt. Auch kleinstrukturierte Kooperationsmöglichkeiten zur Nachernte könnten hier angedacht werden (zb zwischen Schulen und Landwirten). Abschließend wurde noch die Problematik der kritischen Masse für die weitergehende Verwertung von Abfällen diskutiert, wo teilweise auch die Abfalldefinition die Logistik erschwert.
Lebensmittel sind besonders kostbar. Leider landen immer noch viele Lebensmittel im Abfall. Der überwiegende Anteil davon in Haushalten. Allerdings sind auch die Abfälle und Nebenprodukte entlang der Wertschöpfungskette verstärkt im Fokus. Insbesondere die qualitativen Anforderungen an Lebensmittel durch die verarbeitende Industrie bzw. den Handel erzeugen Abfälle, die idealerweise verhindert werden sollten. Normen und Standards haben eine Auswirkung auf den Anfall von Lebensmittelnebenprodukten und -abfällen. In der Veranstaltung werden Maßnahmen skizziert, wie der Anfall von Abfällen entlang der Wertschöpfungskette reduziert werden kann.
- Keynote von Joe Ritt (Agentur Ritt) zur Standards und Normen und deren Auswirkungen auf den Anfall an Lebensmittelreststoffe und -abfälle. Welche Hebel es gäbe, um Lebensmittel möglichst hochwertig (als Lebensmittel) zu nützen.
- Keynote von Judith Buchmaier (AEE Intec) zu Technologien um Nebenprodukte der Lebensmittelproduktion hochwertig stofflich zu nutzen.
Danach werden in einem Workshopsetting die Teilnehmer:innen (Vertreter:innen der Landwirtschaft, des Einzelhandels sowie der verarbeitenden Industrie) das Thema Konsumentenerwartungen, Standards und Normen diskutieren und herausarbeiten, welche Maßnahmen es entlang der Wertschöpfungskette benötigt, um die vorrangige Verwertungsoption als Lebensmittel zu stärken.
Veranstaltungsreihe: Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelproduktion
Die Veranstaltungsreihe von BioBASE GmbH und Land NÖ widmet sich der Abfallvermeidung und der Kreislaufwirtschaft in den Bereichen:
• landwirtschaftliche Primärproduktion
• Nebenprodukte der Lebensmittelverarbeitung
• Vertrieb und Vermarktung der Produkte
Die 4 Veranstaltungen richten sich an die Zielgruppen Industrie und Wissenschaft, Gemeinden und Regionen, KMUs, landwirtschaftliche Betriebe. Neben Impulsvorträgen werden zur Region passende Abfallvermeidungs- bzw. Verwertungspotenziale identifiziert sowie industrielle oder kleiner strukturierte Lösungen erarbeitet.
ANMELDUNG
Achtung begrenzte Teilnehmerzahl!
Teilnahme kostenlos!
Wir bitten um Anmeldung bis spätestens 20.02.2024