Termin: Montag, 11.09.2023 9.00 – 12.00
Ort:Campus Wieselburg, Zeiselgraben 4, 3250 Wieselburg
Teil 1 der Veranstaltungsreihe: Workshop für Industrie und Wissenschaft
Im Rahmen der BioBASE-Veranstaltungsreihe „Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelproduktion“ fand der erste Workshop für Industrie und Wissenschaft, an welcher circa 30 Personen teilnahmen, statt. Die Begrüßung und Einleitung übernahmen Dr. Elisabeth Punesch (RU 3 – Amt der NÖ Landesregierung) und Thomas Timmel (BioBASE), um auf die Herausforderungen im Bereich der Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelproduktion, von Abfallvermeidung bis hin zur Abfallverwertung, aufmerksam zu machen. Experten wie Gernot Zweytick (FH Wieselburg), Roland Pöttschacher (BOKU) und Henrik Rossman (Fraunhofer Austria Research) stellten in Vorträgen die Schwerpunktethemen bzw. ausgewählte Projekte der eigenen Organisationen vor zu eben diesen Themen. Gefolgt von Vorträgen zu Best-Practice Beispielen von Diana Reuter (Woerle) und Axel Weißenfeld (AIT Austrian Institute of Technology). Im Rahmen der Fokusgruppen wurden Herausforderungen und Potenziale zu den Schwerpunktthemen Technologie, Logistik und Legislative diskutiert und ausgearbeitet.
Dabei wurde über technologische, logistische und legistische Chancen und Herausforderungen diskutiert. Hinsichtlich technologischer Verbesserungen wurden einerseits die Sensorik und Prozessanalytik sowie Messtechnik angesprochen, die teilweise schon entwickelt ist, jedoch die breite Umsetzung noch fehlt, beispielsweise um Probleme frühzeitig identifizieren zu können. Andererseits stand im Vordergrund, dass es nicht immer neue Technologien braucht, die von Grund auf neu entwickelt werden müssen, sondern auch bestehende Konversionstechnologien durch entsprechende Weiterentwicklung geeignet sein könnten, um Abfälle und Reststoffe effizienter zu verwerten. Insgesamt werden innerbetrieblich geringe Potenziale zur Effizienzsteigerung gesehen, da die bestehenden Systeme und Anlagen bereits sehr ausgereift sind (Beispiel Ressourceneffizienz). Für eine hochwertige Verwertung von Reststoffen wird technologisches Know-How von außen sowie Investitionen und gleichzeitig eine entsprechende Bereitschaft zur Veränderung (häufig festgefahrene Denkmuster) benötigt. Finanzielle Anreize um Verfahrensabläufe umzustellen sind zusätzlich sehr kostenaufwändig und werden daher nur bei großem Einsparungspotenzial umgesetzt.
Die Logistik ist eine zentrale Herausforderung, wenn es um die Verwertung von Reststoffen und Abfällen geht. Hier könnte die Automatisierung und Digitalisierung einen deutlichen Schritt vorwärts bringen und neue Impulse setzen. Transportdistanzen und fehlende Lagerkapazitäten sind hier oft die „Bottlenecks“. Vorverarbeitungszentren für eine dezentrale Sammlung wären hier eine Möglichkeit. Insgesamt wurde allerdings betont, dass die Entwicklung von neuen Logistikkonzepten schwer realisierbar ist und von anderen Faktoren (z.B. Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, Marketing) abhängig ist. Auch die KonsumentInnenakzeptanz ist ein wesentlicher Aspekt (z.B. Mehrwegfähigkeit), um die Logistik zu entlasten. Die getrennte Erfassung von Reststoffen erfordert Platzbedarf der kostspielig ist und daher erst bei einer identifizierten Verwertungsoption umgesetzt werden kann. Derzeit werden Reststoffe oft gemischt gesammelt und dann bspw. Der Kompostierung zugeführt.
Legistisch wurden einige Änderungen diskutiert, die es benötigen wird, um eine Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelindustrie umsetzen zu können. Beispiele dafür wären die Prüfung der Definition von „Abfallende“, speziell wenn Abfälle wieder in den Produktkreislauf zurückgeführt werden sollen. Die Beschleunigung bzw. Verfahrenserleichterung von entsprechenden Zulassungen für Produkte, die aus Abfällen hergestellt werden, wäre ein weiterer essentieller Aspekt. Die Überarbeitung gewisser Trenngebote wäre ebenfalls wünschenswert, um die Wiederverwertung dieser Stoffe zu erleichtern. Es wurde allerdings festgehalten, dass es ein ausgewogener Mix aus politischem Druck (z.B. Verpflichtungen) und Incentives (z.B. Förderungen) für die Industrie brauchten wird. Es wurde angeregt, dass für legistische Vorhaben die Planbarkeit zunehmen sollte, da am Beispiel der legislativen Anforderungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im negativen Sinn gezeigt wird, wie schwierig es für Unternehmen ist, die immer neuen Rechtsanforderungen in kurzer Zeit solide umzusetzen.
Zusätzlich wurde erkannt, dass viele Lebensmittelabfälle in den Haushalten durch Konsument:innen verursacht werden. Mit mehr Information zu MHD, Sensorischer Prüfung von Lebensmitteln, früher Wissensvermittlung (oft genannt wurde hier die Kommunikation bereits in der frühkindlichen Erziehung KG und VS) sowie eine intelligente Digitalisierung bspw. des Kühlschranks zur Information über den Lagerbestand und das MHD der jeweiligen Produkte.
ab 09:00 Uhr | Eintreffen |
09:15 – 09:30 Uhr | Start und Begrüßung: Elisabeth Punesch, RU3 – Amt der NÖ Landesregierung |
09:30 – 10:10 Uhr | Fachvortrag: Gernot Zweytick, FH Wieselburg |
10:10 – 10:45 Uhr | Best Practice Beispiele: Diana Reuter, Woerle |
10:45 – 11:00 Uhr | Kaffeepause |
11:00 – 11:45 Uhr | Austausch und Diskussion in Fokusgruppen |
11.45 – 12:00 Uhr | Fazit |
12:00 – 13:00 Uhr | Networking und Snacks |
Veranstaltungsreihe: Kreislaufwirtschaft in der Lebensmittelproduktion
Die Veranstaltungsreihe von BioBASE GmbH
und Land NÖ widmet sich der Abfallvermeidung und der Kreislaufwirtschaft
in den Bereichen:
• landwirtschaftliche Primärproduktion
• Nebenprodukte der Lebensmittelverarbeitung
• Vertrieb und Vermarktung der Produkte
Die 4 Veranstaltungen richten sich an die Zielgruppen Industrie und
Wissenschaft, Gemeinden und Regionen, KMUs, landwirtschaftliche
Betriebe. Neben Impulsvorträgen werden zur Region passende
Abfallvermeidungs- bzw. Verwertungspotenziale identifiziert sowie
industrielle oder kleiner strukturierte Lösungen erarbeitet.