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Veranstaltungsrückblick „Wege zum Kunststoffkreislauf – Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Rohstoffe für langlebige Kunststoff­anwendungen“ vom 25. April 2022

Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie sind zentrale Ansatzpunkte für die Transformation zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem. Der Ausstieg aus fossilen Ressourcen (Bioökonomie) und ein effizienterer Umgang mit natürlichen Ressourcen (Kreislaufwirtschaft) sind notwendige Schritte, die in einigen Bereichen bereits eingeleitet wurden, eine derartig umfassende Transformation aber noch Zeit benötigen wird. Kunststoffe sind eine bedeutende Werkstoffgruppe, die viele positive Eigenschaften hat, aber auch kontrovers gesehen wird. Durch ihre flexiblen Materialeigenschaften können sie in vielen Anwendungsbereichen wie im Baubereich oder im Verkehrsbereich beispielsweise als Leichtbau- oder Dämmmaterial mit Vorteilen für die Funktionalität und den Klimaschutz eingesetzt werden. Ihre Wertschöpfungskette ist aber auch durch unterschiedliche Problemfelder gekennzeichnet, wie die überwiegend fossile Rohstoffbasis oder deren Verteilung und Akkumulation in der Umwelt bei nicht fachgerechter Entsorgung.

In der Veranstaltung wurden die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von langlebigen Kunststoffprodukten sowie der Beweggründe des Einsatzes auch in einem umweltfreundlichen, kreislauforientierten Wirtschaftssystem vor den Vorhang geholt. Für einzelne Anwendungsbereiche langlebiger Kunststoffprodukte wurden die unterschiedlichen Grundsätze der Kreislaufwirtschaftsstrategie sowie auch mögliche nachhaltige Rohstoffquellen vorgestellt, diskutiert und daraus die vielversprechendsten Optionen für diese Bereiche abgeleitet.

Im nachfolgenden Bericht werden die Vorträge kurz beschrieben, die Präsentationsfolien sind verlinkt.

Rund 100 Personen nahmen teil.

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Thomas Timmel (BioBASE), Thomas Jakl (BMK) und Hubert Culik (FCIO) eröffneten die Veranstaltung.

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Langlebige Kunststoffe in einem kreislauforientierten Wirtschaftssystem

Titel: Klimaschutzbeiträge von langlebigen Kunststoffen in zukunftsträchtigen Anwendungsbereichen

Vortragender: Univ.-Prof. DI Dr. Reinhold Walter Lang, JKU Institute of Polymeric Materials and Testing

Anhand von drei Thesen hat Reinhold Lang, JKU, ein neues, industriell-zirkuläres Carbon-Management vorgestellt, welches Österreich und Europa zu einem weltweiten Vorreiter machen könnte. So könne sich Österreich auch künftig als führender Industriestandort für hochwertige, ressourcen-schonende und CO2-emissionsarme Produktion etablieren.

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Titel: Potentiale biobasierter Materialien in langlebigen Kunststoffanwendungsbereichen

Vortragende: Dr.in Constance Ißbrücker, European Bioplastics e.V.

Constance Ißbrücker, Head of Environmental Affairs bei European Bioplastics, präsentierte einen Überblick über langlebige Anwendungsmöglichkeiten für Biokunststoffe. Dabei wurden Nachhaltigkeitsaspekte beleuchtet und auf die Rolle von biobasierten Kunststoffen in der Kreislaufwirtschaft genauer eingegangen.

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Titel: Vielfalt der Kreislaufwirtschaftsstrategie und ihre Relevanz für langlebige Kunststoffprodukte

Vortragender: Dr. Thomas Jakl, BMK – Sektion V für Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft

Thomas Jakl, der unter anderem als Stellvertretender Leiter der Sektion V für Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft im Umweltministerium und Leiter der dortigen Abteilung für Chemiepolitik und Biozide tätig ist, präsentierte die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie. Diese setzt sich konkrete überprüfbare Ziele um den Ressourcenverbrauch zunächst auf europäisches Durchschnittsniveau und folgend von derzeit 19 Tonnen pro Kopf auf 7 Tonnen bis 2050 zu reduzieren.

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Titel: Umgang mit der Vielfalt der Kunststoffrezyklate in einer Kreislaufwirtschaft – Vorteile und Herausforderungen entlang der Wertschöpfungsketten

Vortragende: Dr.in Madina Shamsuyeva, IKK – Plastics Processing, Recycling and Plastics Analytics

Im Rahmen des Vortrags von Madina Shamsuyeva, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunststoff- und Kreislauftechnik der Leibniz Universität Hannover tätig ist, wurden die Chancen und Perspektiven der Kreislaufwirtschaft für fossil-basierte als auch Biokunststoffe vorgestellt. Eine vorteilhafte Material- und Rohstoffvielfalt ist mit einigen Herausforderungen beim Recycling verbunden. Um einen effektiven und effizienten Kreislauf zu ermöglichen, werden neue technische Lösungen für Recyclingsysteme benötigt.

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Kreislaufwirtschaft in der Umsetzung – Beispiele aus der Praxis

Impulsstatement

Vortragender: Harald Friedl, BMK Kreislaufwirtschaftsbeauftragter

Harald Friedl, Kreislaufwirtschaftsbeauftragter des BMK, gab einen Überblick über die nationale sowie auch internationale Entwicklung der Kreislaufwirtschaft, insbesondere in politischer Hinsicht. Ebenso wurde die Wichtigkeit betont, dass auch Entwicklungsländer bezüglich der Kreislaufwirtschaft unterstützt und gestärkt werden müssen – nur so könne mit 2050 eine Net-Zero-Welt zustande kommen.

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Titel: Zirkuläre Geschäftsmodelle & zirkuläres Produktdesign

Vortragende: Valerie‐Sophie Schönberg, MSc, Circular Cocreation

Valerie-Sophie Schönberg, Co-Founder von Circular Cocreation und Advisor Circular Economy Forum Austria, gab einen Überblick über Ansätze und Prinzipien in einer Kreislaufwirtschaft auf Basis der R-Strategien und des Butterfly-Modells und unterschiedlicher Geschäftsmodelle in und für eine Kreislaufwirtschaft inkl. Best Practice Beispiele. Ebenso wurde eine Einführung in die Nutzung der Circular Design Rules für zirkuläres Produktdesign präsentiert.

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Titel: Die neuen Förderungen des BMK zur Kreislaufwirtschaft

Vortragender: DI Dr. Johannes Laber, Kommunalkredit Public Consulting

Dr. Johannes Laber ist in der KPC Abteilungsleiter des Bereichs Wasser & Altlasten und stellte die brandneuen Förderungsmöglichkeiten im Bereich Sortieranlagen für Kunststoffverpackungen, Mehrwegsysteme bei Getränkegebinden. Zusätzlich stellte Hr. Laber den eben gestarteten Reparaturbonus vor.

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Erfahrungsberichte und Best-Practices aus Unternehmen

Titel: Chemisches Recycling als Ergänzung zum mechanischen Recycling am Beispiel Reoil

Vortragender: DI Wolfgang Hofer, OMV Downstream GmbH

DI Wolfgang Hofer, Technical Advisor der Plastic to Oil Group, präsentierte die ReOil Technologie, welche von der OMV entwickelt wurde. Diese neue Technologie kann die Kunststoffrecyclingquote signifikant erhöhen – hierbei stehen Kunststoffe generell im Fokus und nicht wie bisher allgemein üblich, Verpackungskunststoffe.

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Titel: C2PAT ‐ novel value circle to transform industry towards net‐zero

Vortrategender: KR Ing. Wolfgang Haider, C2PAT GmbH & Co KG

Als Process Owner Development und Mitglied des Manufacturing Excellence Leadership Teams ist Wolfgang Haider für den technischen Entwicklungsprozess der europäischen Produktionsstandorte von Borealis verantwortlich und vertritt Borealis als Managing Director in Carbon2Product Austria (C2PAT). In seinem Vortrag ging er näher auf die Rohstofftransformation von fossilen und linearen zu erneuerbaren und zirkulären Rohstoffen, die Momentaufnahme der Initiative, die Schlüsselprodukte der Transformation sowie die wirtschaftlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen ein.

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Titel: EPS ‐ der kreislauffähige Dämmstoff

Vortragender: DI Roman Eberstaller, Sunpor Kunststoff GmbH

Roman Eberstaller, CEO von Sunpor, stellte sein Unternehmen, einem Hersteller von Polystyrol- (EPS und Styropor) Rohstoff in Österreich vor. Schwerpunkt des Unternehmens liegt zukünftig im Bereich des Recyclings, da durch neue Technologien die riesigen Rohstoffspeicher, welche noch verbaut sind, wiederverwendbar sind. Eberstaller geht im Zuge seiner Präsentation auch auf die Hürden und Herausforderungen ein (z.B. Verfügbarkeit von Recyclingmaterial).

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Titel: Wertschöpfungskette Epoxid Harz – Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen, Kreislaufschließung und Recycling

Vortragender: Florian Kanzler, Kanzler Verfahrenstechnik GmbH

Im Zuge der Präsentation wurde von Florian Kanzler, Geschäftsführender Gesellschafter der Kanzler Verfahrenstechnik, das EPIPROVIT-Verfahren vorgestellt. Dieses Verfahren widmet sich der nachhaltigen Produktion von Epoxidharzen auf Basis nachwachsender Rohstoffe, Kreislaufschließung sowie dem Recycling von GFK Material am Ende des Lebenszyklus.

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Titel: Naturfaserverstärkte Biopolymere für Rotorblätter von Windkraftanlagen

Vortragender: DI Dr.  Günter Wuzella , Kompetenzzentrum Holz GmbH

In Zuge eines Kooperationsprojekts wurde ein Faserverbundstoff von Kompetenzzentrum Holz GmbH, präsentiert durch Günter Wuzella, entwickelt. Anstatt der für den Bau von Windrad-Rotorblättern üblicherweise verwendeten glasfaserverstärkten Kunststoffe (GFK), deren Verarbeitung mit Gesundheitsrisiken und einer Umweltbelastung verbunden sind, eignen sich auch umweltfreundliche Leichtbaumaterialien aus Hanf. Neben der Nutzung für langlebige Produkte wurden im Vortrag noch weitere Möglichkeiten vorgestellt, wie durch optimiertes Design das Gewicht des Rotorblattes reduziert und auch die Wartung und Reparatur beschädigter Rotorblätter verbessert werden kann.

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Titel: Lebensdauerverlängernde Beschichtung für PV-Module

Vortragende: Dipl.‐Ing.in Dr.in Elisabeth Reiser, Rembrandtin Coatings GmbH

Das Unternehmen Rembrandtin Coatings GmbH und deren innovative Forschung und Entwicklung für Photovoltaik wurde von Elisabeth Reiser vorgestellt. Es wurde eine Beschichtung entwickelt, welche in der Lage ist, Makrorisse, welche durch die Degradation des Backsheets entstehen können, vor Ort zu sanieren. Durch diese Beschichtung wird ein weiteres Risswachstum unterbunden und ein Kurzschluss im Modul, welches ein Herunterfahren des Moduls verursacht, kann verhindert werden.

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Titel: BioSet – Entwicklung neuer nachwachsender Klebstoffe

Vortragender: Dr. Martin Kozich, Agrana Research and Innovation Center

Martin Kozich stellte das Forschungsprojekt der Agrana vor, in welchem die Entwicklung neuer Klebstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe für unterschiedlichste Märkte und Kundenanforderungen beforscht wird. Konkret soll dabei aus Stärke ein biobasierter umweltfreundlicher Klebstoff beispielsweise für die Spanplatten- oder die Bauindustrie hergestellt werden.

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Kreislaufwirtschaft für langlebige Kunststoffe – Workshops zu ausgewählten Produktbereichen

Im Zuge der Workshops wurden die Veranstaltungsteilnehmer:innen eingeladen im kleineren Kreis folgende Fragestellungen zu den Themengebieten Gebäude, Automotive und Energie zu diskutieren ihre Maßnahmen einzubringen:

Wie kann die Kreislaufwirtschaft bei langlebigen Kunststoffen im Gebäudebereich/Automotive/Erneuerbare Energien gesteigert werden?

  • WAS – welche Ansätze der nachhaltigen Produktion und Konsum sind am geeignetsten, um Kunststoffe zirkulärer zu gestalten?
  • WIE – gelingt die Umsetzung bzw. warum geschieht das noch nicht? Was ist die Herausforderung der einzelnen Maßnahmen?
  • WER – sollte zuständig sein für die Umsetzung bzw. wer sollte verstärkt adressiert werden?

 

Workshop 1 – Kunststoffe im Gebäude

Im Workshop zum Thema Gebäude wurden drei Kleingruppen gebildet, welche jeweils 20 Minuten Zeit hatten, die Fragestellung auszuarbeiten, Gedanken, Wissen und Erfahrungen auszutauschen und im Zuge dessen diese zu präsentieren. Alle Kleingruppen waren sich darin einig, dass auch Produkthersteller zur Verantwortung gezogen werden und eingesetzte Produkte im Baubereich weiterhin Eigentum der Hersteller seien und somit auch die Instandhaltung in deren Verantwortungsbereich fallen sollten. Dies hätte zur Folge, dass die Hersteller Produkte mit einer längeren Lebensdauer und einer optimierten Rezyklierung entwickeln würden. Als Beispiel wurden unter anderem Glühbirnen genannt. Bei diesem Beispiel könnten Hersteller kaputte oder ineffiziente Glühbirnen austauschen oder reparieren – der Käufer zahlt eine monatliche Gebühr.

Zusätzlich wurde die Notwendigkeit von staatlichen Vorgaben von Recyclingquoten und Regelungen zur Preisoptimierung von Sekundärrohstoffen bzw. Rezyklaten gefordert, um einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Primärrohstoffen zu erreichen. Ebenso wurde die Vorbildfunktion des öffentlichen Sektors gefordert und eine Vorreiterrolle bezüglich ökologischem Gebäudebau und nachhaltiger Abtragung von Gebäuden der öffentlichen Dienste diskutiert. Zusätzlich wurde die Situation von Privatpersonen kritisch hinterfragt, insbesondere die erschwerte Eigenverantwortung gegenüber der Nutzung von nachhaltigen Baumaterialien von Immobilienbesitzern. Privatpersonen, welche sich zum Beispiel in Genossenschaften oder ähnlichem befinden, haben oftmals einen geringen Handelsspielraum und müssen sich oftmals für die günstigsten Materialien entscheiden. Der erschwerte öffentliche Zugang zu Wissen und Informationen über regionale, nachhaltige Baumaterialien, welche in Folge die Kaufentscheidung oftmals erschwert, kann folgend zu nicht ökologischen Käufen führen. Auch hier werden staatliche Lösungen, insbesondere in der Aufbereitung von Wissen und Informationen für die Öffentlichkeit, gefordert. Falschinformationen oder missverständliche Informationen über (Bau-)Materialien können zu nicht ökologischen Käufen führen.

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Workshop 2 – Kunststoffe im Automotive-Bereich

Im Rahmen des Workshops „Automotive“ wurde zu den Themen Innenausstattung, Motorraum und Autohülle in drei Kleingruppen die Leitfrage „Wie kann die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft von langlebigen Kunststoffen im Automotive Bereich erfolgen?“ diskutiert.

  1. Refuse:

Zentraler Aspekt im Rahmen der Diskussion war, dass in Hinblick auf das Thema Refuse individuelle Mobilität grundsätzlich neu gedacht werden sollte. Das österreichische Klimaticket wurde von den Diskutant:innen als wichtiger Baustein für ein neues Gesamtkonzept „Mobilität der Zukunft“ angesprochen und als Chance für einen Systemwandel gesehen. Eine wichtige Voraussetzung für dessen breite Ausrollung ist der flächendeckende Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Autonomes Fahren wurde auch als wichtiger Hebel genannt und kann ebenfalls zum Systemwandel beitragen.

  1. Rethink/Reduce

Diskutiert wurde auch die Bedeutung der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und deren mögliche Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette. Eine Dienstleistung für die Reifennutzung ähnlich dem „Reifen-Kilometer Reichweite Modell“, das bereits für LKW-Reifen angeboten wird, sollte auch für PKW-Reifen entwickelt werden. Auch für den Bereich Innenausstattung sind für die Diskutant:innen neue Geschäftsmodelle wie Leasingsysteme denkbar, um Produkte länger in der Nutzungsphase zu halten. Intensivere Produktnutzung durch Car-sharing wurde von den Diskutan:innen ebenfalls als wichtiger Hebel genannt. Vor allem auch im ländlichen Raum sollten Rail & Drive Angebote verstärkt angeboten werden.

Auch Automotives sind so zu konzipieren, dass sie recyclingfähig sind. Die Design- oder Konzeptionierungsphase ist zentral für eine verbesserte Kreislauffähigkeit. Der Einsatz von nachhaltigen Materialien, Vermeidung von Schadstoffen und Mischmaterialien aber auch modularer Einbau oder Materialreduktion waren hier wichtige Ansatzpunkte. Forschung und Entwicklung in diesem Bereich aber auch die Etablierung von Herstellernetzwerken wurden als wichtige Maßnahmen genannt. An dieser Stelle wurden in der Diskussion sowohl Hersteller als auch Gesetzgeber als Umsetzer bzw. Weichensteller für die Kreislaufwirtschaft adressiert.

Damit sich neue Geschäftsmodelle auch ökonomisch rechnen, sind jedoch noch geeignete rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Ein Ansatzpunkt wäre auch in diesem Bereich eine erweiterte Herstellerverantwortung einzuführen.

  1. Recycling

Eine Voraussetzung für funktionierendes Recycling ist Reduktion auf wenige Materialien und deren Sortierbarkeit. Gut trennbar sind beispielsweise Elemente der Geräuschdämmung oder der Luftführung. Gewisse Bestandteile aus Kunststoff, wie Kraftstofftanks sind am sinnvollsten thermisch zu verwerten. Auch Altreifen wurden bisher v.a. thermisch verwertet. Ein vielversprechender Ansatz für die Wiederverwertung von Autoreifen stellt das „Carbon Black“ Recycling dar. Eine Voraussetzung für funktionierendes Recycling ist, vorhandene Ressourcen für den Kreislauf zu erhalten. Aktuell gehen durch den Export von Altfahrzeugen in Österreich wertvolle Ressourcen für das Recycling verloren. Auch hier sind für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft noch geeignete rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

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Workshop 3 – Kunststoffe im Energiebereich

Im Rahmen dieses Workshops wurden mögliche Wege, um die Kreislaufwirtschaft von langlebigen Kunststoffen im Bereich der erneuerbaren Energien zu forcieren, diskutiert. In Anlehnung an die 7 Rs wurde der Bereich „Repair“ in Form von Maßnahmen zur Lebensdauerverlängerung von den Teilnehmenden als besonders wichtig erachtet. Konkrete Maßnahmen für die Windkraft sind dabei ein reparaturfreundliches Rotorblattdesign und die Reparatur der Anlagen („self repair“). Möglichkeiten für die Lebensdauerverlängerung von PV-Anlagen sind ein reparaturfreundliches Design, eine selbstheilende Oberflächenbeschichtung oder eine Kühlung der PV-Paneele, welche Temperaturschwankungen und somit Materialverschleiß reduziert.

Maßnahmen im Bereich „Rethink“ sind neue Geschäftsmodelle, wie beispielsweise das bedarfsweise Mieten von PV-Anlagen (Contracting-Modelle oder Pay by use-Modelle) und differenzierte Fördersysteme zur Steuerung der Langlebigkeit. Für den Bereich „Recycling“ wurde ein Pfandsystem zur Erhöhung der Rücklaufquote von alten PV-Paneelen genannt. Ebenso sollten Reparatur und Recycling laut den Teilnehmenden günstiger sein als das Kaufen neuer Produkte. Es wurde diskutiert, ob und wie das Recycling von Solarzellen und PV-Anlagen möglich ist. Die Herausforderung dabei ist, dass die verschiedenen Materialien (Kunststoff, Glas, Siliziumschicht, …) so miteinander verbunden sind, dass sie kaum voneinander trennbar sind. Inwieweit ein Auftrennen der verschiedenen Materialien und anschließendes Recycling möglich ist, war den Teilnehmenden nicht bekannt. Es wurde betont, dass für ein Recycling das Kosten-Nutzen-Verhältnis wichtig ist.

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Podiumsdiskussion – Sichtweisen der Stakeholder zu: Umsetzung der Kreislaufwirtschaftsstrategie, Rahmenbedingungen, Handlungsbedarf

Mit dem Moderator Thomas Timmel (BioBASE) diskutierten am Podium Karin Huber-Heim (Circular Economy Foum Austria), Marion Huber-Humer (BOKU), Thomas Jakl (BMK) und Florian Kamleitner (ecoplus). Im Zuge der Expert:innendiskussion konnten die Umsetzung der Kreislaufwirtschaftsstrategie, Rahmenbedingungen und Handlungsbedarf besprochen und offene Fragen diskutiert werden.

Anfangs wurde die Motivation der Gesellschaft und Wirtschaft zu steigendem Repair-Reuse-Remanufacture-Refurniture-Repurpose diskutiert. Diesbezüglich gab es große Einigkeit, dass es klare Regulierungen und Gesetze geben muss, um alle in der Gesellschaft erreichen zu können. Bereits in der Vergangenheit haben sich Gesetze, welche Anfangs auf Gegenwehr gestoßen sind, bewährt. Als Beispiel wurde die Einführung der Gurtenpflicht genannt, welche sich durch den starken Rückgang von Verkehrstoten, trotz anfänglicher Skepsis, bewährt.

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Nicht nur gesetzliche Regelungen, sondern auch der zeitgemäße Wandel von gesellschaftlichen Narrativen sollte berücksichtigt werden. Es sollte nicht mehr der Besitz als Prestige und „Geiz ist Geil“ gesellschaftlich verankert sein, dies lasse sich mit der Notwendigkeit der Ressourceneinsparungen nicht mehr vereinbaren. Jedoch werde bereits ein ökonomischer Wandel durch aktuelle Geschehnisse wahrgenommen. Dies äußere sich durch die rasant ansteigenden Rohstoffpreise und der Rückgang von Verfügbarkeiten von Ressourcen und folglich Produkten. Ebenso wurde aus dem Publikum angemerkt, dass dies zur Folge hätte, dass nicht-regionale Produkte teurer werden und im Zuge dessen Regionalität wieder im Vordergrund der Kaufentscheidung stehen könnte. Als Beispiel wurde eine Regulierung von Lebensmittelpreisen, welche Grundnahrungsmittel aus der Region bevorzugte, genannt.

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Bezugnehmend auf die Kreislaufwirtschaftsstrategie wurde angemerkt, dass bereits in den 3-Rs der Abfallwirtschaft (Reduce-Reuse-Recycle) die Kreislaufwirtschaftsgrundsätze abgebildet waren und nun lediglich detaillierter ausformuliert wurden. Besonders in der Abfallwirtschaft sei die Rohstoffgewinnung jeher als Ziel im Vordergrund gestanden. Die Kreislaufwirtschaft sei thematisch somit kein neues Konzept, sondern bekommt nun verstärkte Aufmerksamkeit, die es zu nutzen gilt. Folgend wurde erwähnt, dass selbst bei einer 100%igen Recyclingquote aus den aktuellen, nationalen Abfällen der derzeitige österreichische Rohstoffbedarf nur zu 40-45% gedeckt werden könne – wohlwissend, dass bei dieser Zahl Verluste im Recycling noch nicht berücksichtigt wurden.

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Zusammenfassend war sich das Podium einig, dass ein großer Bedarf und die Notwendigkeit bestehen, die Kreislaufwirtschaft politisch als auch gesellschaftlich weiter aufzugreifen und auszubauen. Nicht nur ein verstärkter Forschungsbedarf, sondern auch entsprechende Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden.

Präsentationsunterlagen und Fotos stehen unter https://biobase.at/veranstaltungen/25-april-2022-wege-zum-kunststoffkreislauf-kreislaufwirtschaft-und-nachhaltige-rohstoffe-fur-langlebige-kunststoffanwendungen/ zur Verfügung.

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